Nationale E-Government-Studie

Digitale Behördendienste sind beliebt – und kompliziert

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von René Jaun und kfi

Schweizerinnen und Schweizer erledigen ihre Behördengänge immer öfter online. Tatsächlich wünschen sie sich mehr E-Government-Dienste, als es aktuell gibt. Derweil kritisieren sie die Schwierigkeiten beim Finden der Angebote.

(Source: Netzmedien)
(Source: Netzmedien)

Zum dritten Mal haben E-Government Schweiz (seit Anfang Jahr Teil der Digitalen Verwaltung Schweiz) und das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) der Bevölkerung und Behörden in Sachen E-Government auf den Zahn gefühlt. Die Ergebnisse präsentieren sie in der nationalen E-Government-Studie. Wie schon bei der ersten Ausgabe vor fast fünf Jahren zeigen die Ergebnisse, dass digitale Behördendienstleistungen hierzulande beliebt sind. Die Nutzung nehme stetig zu und werde zunehmend nachgefragt, heisst es im zusammenfassenden Bericht. Dabei nutzen Unternehmen (78 Prozent) elektronische Behördendienste ausgeprägter und häufiger als die Bevölkerung (70 Prozent).

Bei der Bevölkerung bleibt die elektronische Steuererklärung der beliebteste E-Government-Service. Unternehmen nutzen den Onlinekanal ebenfalls am häufigsten für die Steuererklärung, aber auch zur Teilnahme an statistischen Umfragen. Am beliebtesten seien Anmeldungen oder Mutationen im Handelsregister, heisst es in der Zusammenfassung weiter.

Gerne mehr, aber weniger kompliziert

Den Ende 2017 lancierten Onlineschalter "Easygov.swiss" kennen laut den Ergebnissen rund 29 Prozent der befragten Unternehmen. Bei KMUs sind es mit 38 Prozent etwas mehr. Eine noch genauere Untersuchung von Nutzen und Nutzern des Onlineschalters veröffentlichte das Seco Ende März. Die Ergebnisse lesen Sie hier.

Die Studienergebnisse zeigen auch den Ausbaubedarf bei Onlinediensten. Die Nachfrage nach E-Services sei grösser als das Angebot, heisst es dazu. Namentlich interessiert sich die Bevölkerung etwa für digitale Möglichkeiten zur Bestellung einer Wohnsitzbestätigung, zur An- und Abmeldung eines Fahrzeugs, der Bestellung eines Familienausweises, der Bestellung eines Ersatz-Führerausweises und der Anzeige von Bagatelldelikten.

Auch die Befragten der Verwaltungen wollen mehr digitale Dienste. Am stärksten behindert werde das Implementieren von digitalen Behördendienstleistungen durch die fehlenden Rechtsgrundlagen sowie die Personalressourcen. Beide Punkte standen bereits 2018 an erster Stelle.

Angebote sind schwierig zu finden

Einige (Bevölkerung: 19 Prozent, Unternehmen: 9 Prozent) der Befragten äusserten auch Kritik an den bestehenden E-Government-Services. Sowohl bei Bevölkerung als auch Unternehmen stellt die Schwierigkeit, die richtigen Angebote der Behörden zu finden, das grösste Hindernis dar. In der Zielgruppe Bevölkerung steht das fehlende Vertrauen in den Datenschutz und die Datensicherheit an zweiter Stelle. Unternehmen kritisieren zudem die Registrierung als zu aufwändig. Insgesamt sei im Vergleich zu den früheren Erhebungen bei den häufigsten Kritikpunkten jedoch eine Verbesserung ersichtlich.

"Es gibt nach wie vor Lücken im Online-Angebot der Verwaltung", räumt Peppino Giarritta, Beauftragter von Bund und Kantonen für die Digitale Verwaltung Schweiz, im Vorwort des Berichtes ein. "Basisdienste wie die E-ID und die Vernetzung der Behörden über alle föderalen Ebenen sind wesentliche Voraussetzungen für ein funktionierendes E-Government. Mit der Digitalen Verwaltung Schweiz (DVS) haben Bund und Kantone per 1. Januar 2022 eine neue Zusammenarbeitsorganisation gegründet. Mit vereinten Kräften soll die digitale Transformation über die drei Staatsebenen hinweg verstärkt und wirkungsvoller vorangetrieben werden."

Welche dringendsten Digitalisierungsprojekte bei Bund und Kantonen anstehen, verriet Giarritta im Netzwoche-Interview.

Die vollständige Studie steht auf der Website der Digitalen Verwaltung Schweiz zum Download bereit.

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