Focus: Elektronisches Patientendossier

EPD: Mit einem gemeinsamen Effort zum Erfolg

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von Nassima Wyss-Mehira, Vizedirektorin, Mitglied der Geschäftsleitung Bundesamt für Gesundheit (BAG)

Mit dem elektronischen Patientendossier (EPD) besteht in der Schweiz erstmals eine einheitliche vertrauenswürdige Plattform für den Austausch von Gesundheitsinformationen. Alle wichtigen ­Gesundheitsinformationen können an einem Ort digital abgelegt und jederzeit abgerufen werden.

Nassima Wyss-Mehira, Vizedirektorin, Mitglied der Geschäftsleitung Bundesamt für Gesundheit (BAG). (Source: info@jonathanliechti.ch)
Nassima Wyss-Mehira, Vizedirektorin, Mitglied der Geschäftsleitung Bundesamt für Gesundheit (BAG). (Source: info@jonathanliechti.ch)

Das elektronische Patientendossier (EPD) ist da – und es ist gekommen, um zu bleiben. Das Konzept ist einfach und überzeugt: das EPD ist eine digitale Ablage persönlicher Informationen rund um die Gesundheit. Das können strukturierte Daten oder auch PDF-Dokumente sein. Damit über die Zeit alle relevanten Gesundheitsinformationen in digitaler Form abgelegt und bei Bedarf konsultiert werden können.

EPD wirkt schon heute

Manche Leistungserbringer äussern Bedenken zum Nutzen des EPD, insbesondere aufgrund der sich noch im Aufbau befindenden Möglichkeit zur Ablage von strukturierten Daten. Dabei können längst nicht alle mit ihren heutigen Praxis- oder Klinikinformationssystemen strukturierte Daten bearbeiten und untereinander austauschen. Gesundheitsinformationen wie Übertrittsberichte fliessen heute zwischen den verschiedenen an einer Behandlung Beteiligten meist per PDF. Diese können nun im EPD abgelegt und geteilt werden: So schafft es bereits jetzt einen Nutzen. Zudem wird das EPD laufend weiterentwickelt. Neue Formate in Form von strukturierten Daten kommen dazu. Demnächst wird der elektronische Impfausweis verfügbar sein, Medikationsplan und elektronisches Rezept folgen bald. Am EPD als digitales Format kann es also nicht liegen. Gar oft muss es als Blitzableiter herhalten und Unzulänglichkeiten des gesamten Gesundheitswesens, etwa die fehlende Interoperabilität, werden zu Unrecht auf das EPD gemünzt.

Tiefenintegration des EPD in die Systeme muss das Ziel sein

Damit das EPD seine volle Wirkung als modernes digitales System entfalten kann, braucht es eben auch Investitionen, die ausserhalb des EPD liegen. Oft wird befürchtet, das EPD sei nur mit Zusatzaufwand verbunden. Zentral ist dabei die Frage, wie die Gesundheitsdienstleister ans EPD angebunden sind: Für die Anbindung der Primärsysteme von Spitälern oder Praxen bestehen verschiedene Möglichkeiten, von einer Portallösung bis zur Tiefenintegration. Eine tiefe Integration des EPD in die Systeme hat den Vorteil, dass diese so vieles automatisieren können. So kann automatisch geprüft werden, ob eine Patientin, ein Patient bereits ein EPD besitzt und der Abruf von oder die Speicherung der Daten ins EPD kann medienbruchfrei über die gewohnte Benutzeroberfläche erfolgen. Der automatisierte Import von Daten verhindert Übertragungsfehler, die beim manuellen Abtippen entstehen können. Eine Tiefenintegration spart somit Zeit und Geld. Informationen zur EPD-Anbindung und entsprechende Hilfsmittel finden sich auf der Seite von eHealth Suisse: EPD-Anbindung – eHealth Suisse: e-health-suisse.ch.

Spürbarer Nutzen für jeden und jede

Das EPD ist ein wichtiges Instrument der Gesundheitsversorgung, für das strenge Sicherheits- und Datenschutzstandards gelten. Erstmals besteht in der Schweiz eine einheitliche vertrauenswürdige Plattform für den Austausch wichtiger Gesundheitsinformationen. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels können sich Gesundheitsfachkräfte keine bürokratischen Leerläufe leisten. Je mehr Patientinnen, Patienten und Gesundheitsfachpersonen das EPD einsetzen, desto grösser wird der Nutzen für alle. Worauf warten wir also noch? Mit einem gemeinsamen Effort kann das EPD rasch zum Erfolg gelangen.

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