Best of Swiss Web Winner Talk

Gewinner plaudern aus dem Nähkästchen

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von Dajana Dakic und jor

Drei Siegerteams der diesjährigen Ausgabe von Best of Swiss Web haben am Winner Talk Einblicke hinter die Kulissen ihrer Projekte gegeben. Dabei sprachen sie nicht nur mögliche Herausforderungen an, sondern betonten auch, welche Faktoren ein Siegerprojekt ausmachen.

Der Winner Talk zu Best of Swiss Web fand auch dieses Jahr in den Räumlichkeiten von Dentsu Switzerland statt. (Source: Netzmedien)
Der Winner Talk zu Best of Swiss Web fand auch dieses Jahr in den Räumlichkeiten von Dentsu Switzerland statt. (Source: Netzmedien)

"Lernen von den Besten" - unter diesem Motto hat der diesjährige Winner Talk zu den Best of Swiss Web Awards stattgefunden. Bei einem Werkstattgespräch in den Räumlichkeiten von Dentsu Switzerland in Zürich gingen drei Gewinnerteams noch einmal genauer auf die Prozesse hinter ihren Projekten ein und thematisierten, was es für die Umsetzung eines erfolgreichen Webprojektes zu beachten gilt.

Luxus ist ein Erlebnis

Einen Blick in den Maschinenraum gewährte als Erstes das Team hinter "Chopard - The Future of Ethical Luxury Commerce", das Gold in der Kategorie "Business" sowie den dritten Platz bei der Master-Wahl ergatterte. Im Auftrag der Uhren- und Schmuckmanufaktur Chopard erstellte Merkle eine Plattform mit dem Ziel, ein personalisiertes Luxuserlebnis zu bieten und gleichzeitig die Rolle der Boutiquen als wichtige Anlaufstelle zu stärken.

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Marco Becker, Group Creative Director bei Dentsu Creative DACH. (Source: Netzmedien)

Die Kampagne richtete sich vor allem an Digital Natives - die grösste Käufergruppe im Bereich Luxury Commerce. Diese Kundschaft erwarte nichts Geringeres als Perfektion: "Perfektion ist für Chopard nicht einfach ein Ziel, es ist der Ausgangspunkt", betonte Marco Becker, Group Creative Director bei Dentsu Creative DACH. Die hohen Ansprüche der Käuferschaft galt es schliesslich in die Design-Architektur zu übersetzen.

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Marco Hauri, Director Strategy & Experience bei Merkle DACH. (Source: Netzmedien)

Trotzdem sei es ein Anliegen gewesen, die Kundinnen und Kunden auch in die Offline-Shops zu locken. "Das Boutique-Erlebnis spielt vor allem in der Luxusindustrie eine zentrale Rolle", erklärte Marco Hauri, Director Strategy & Experience bei Merkle DACH. "Daher war es unser Ziel, die Website auch als eine Einladung in die Offline-Welt von Chopard zu etablieren." Das schien dem Merkle-Team auch gelungen zu sein, denn neben einem Umsatzplus von 40 Prozent in Online Sales, seien seit dem Go-Live auch mehr Boutique-Käufe getätigt worden.

Das Projektteam hat trotz der erfolgreichen Bilanz zunächst lernen müssen, wie wichtig persönliche Zusammenarbeit vor Ort und Klarheit über die Zielgruppe und eine strategische Perspektive sind, um ein Projekt erfolgreich umzusetzen. "Viele Wege führen nach Rom, wir müssen uns für einen Weg entscheiden und diesen dann auch gemeinsam gehen", sagte Hauri.

Vom Papierchaos zur digitalen Patientenakte

Als Nächstes betrat das Team von Exolynk die Bühne. Sie entwickelten im Auftrag des Vereins Igel-Hilfe das Projekt "Webbasiertes Tier Patientendossier" und wurden dafür in den Kategorien "Innovation" und "Productivity" mit Silber ausgezeichnet. Das Projekt startete zunächst mit dem Ziel, den Verwaltungsaufwand für Pflegende in Wildtierauffangstationen zu reduzieren, um mehr Zeit für die eigentliche Tierpflege zu schaffen. Dazu hat das Exolynk-Team zuerst das Pflegeprotokoll für Tiere, welches grösstenteils analog dokumentiert wurde, digitalisiert. 

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Philippe Theis, Co-Gründer von Exolynk. (Source: Netzmedien)

Nach ersten erfolgreichen Lösungsansätzen kam es schon zur Effizienzsteigerung und überraschenderweise auch zu einem "Aha-Moment" für das Entwicklerteam, wie Exolynk-Co-Gründer Philippe Theis erzählte. Die Tierpflegerinnen und -pfleger berichteten nämlich, dank dem digitalen Patientendossier mehr Zeit für das Versenden von Spendenaufrufen zu haben. "Es war natürlich naheliegend, jetzt, wo wir die ganze Station digitalisiert hatten, auch ein Fundraising-Tool einzubauen, mit dem die Tierpflegenden automatisch Spendenschreiben verschicken können", sagte Theis.

Der Zusatz zum webbasierten Patientendossier sollte sich auszahlen, denn neben 1000 Stunden jährlicher Zeiteinsparung hat sich die Spendenbereitschaft laut Exolynk um ganze 50 Prozent erhöht. 

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Robert Schütte, Co-Gründer von Exolynk. (Source: Netzmedien)

Robert Schütte, Co-Gründer von Exolynk, ging auch auf die Herausforderungen ein, die beim Projekt aufkamen, und wie man mit diesen letztendlich umging. In einer Anekdote über einen verschwundenen Igel - er war nicht mehr im System zu finden - konnte Exolynk die verlorenen Daten manuell wiederherstellen und entschloss sich, ein Feature zur Datenrekonstruktion auch auf der Plattform selbst einzubauen. Durch diese Situation konnte das Exolynk-Team unter Beweis stellen, dass digitale Daten wiederhergestellt werden können, noch bevor jemand die analoge Patientenakte finden kann. "Seit diesem Vorfall wird auch kein Papier mehr verwendet", erzählte Schütte.

Bucher Connect räumt Strassen und Preise ab

Zu guter Letzt hielt auch das Team hinter der "Bucher Connect Service-Plattform" ein Referat zu ihrem Gewinnerprojekt. Eyekon und Intelliact nahmen den Auftrag von Bucher Municipal an, eine Plattform für digitales Flottenmanagement von Reinigungsfahrzeugen zu schaffen - und das mit einem riesigen Erfolg. Das Projekt gewann Gold in den Kategorien "Marketing", "Technology" und "Productivity", Silber in "Business", "Brand Experience" und "User Experience" sowie den begehrten Titel Master of Swiss Web 2025.

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Roland Fröhlich, Director IoT & Digital Services Platform bei Bucher Municipal. (Source: Netzmedien)

Roland Fröhlich, Director IoT & Digital Services Platform bei Bucher Municipal, erläuterte die Idee hinter dem Master-Projekt: "Unsere Kunden wollen eigentlich keine Bucher-Maschine, sie wollen saubere Städte." Die Serviceplattform von Bucher Municipal zeigt den Einsatz, Standort und Zustand tausender Reinigungs-, Winterdienst- und Entsorgungsfahrzeuge des Unternehmens bis ins Detail. Das Projekt solle "reale Geschäftsbeziehungen virtuell abdecken", indem es beispielsweise nur tatsächlich verfügbare Geräte anzeigt und Wartungsarbeiten dokumentiert.

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Adrian Nussbaum Senior UX/UI Designer bei Eyekon. (Source: Netzmedien)

Eine grosse Menge an Daten nutzbar aufzubereiten, stellte sich als besonders anspruchsvolle Herausforderung heraus, wie Adrian Nussbaum Senior UX/UI Designer bei Eyekon anmerkte: "Wir machen eine Plattform für so viele verschiedene Rollen und dazu kommt noch die Komplexität, wer wann etwas sehen darf." Es sei daher besonders wichtig gewesen, eine möglichst gute User Experience zu schaffen.

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Simon Stucki, Lead Software Engineer bei Intelliact. (Source: Netzmedien)

Simon Stucki, Lead Software Engineer bei Intelliact, gab noch einen konkreten Einblick darauf, wie aus der vorhandenen Datenmenge letztendlich ein Mehrwert für Nutzende geschaffen wurde. Als eine der wichtigsten Zutaten für den Erfolg hob Fröhlich zum Schluss die Teamarbeit zwischen allen Beteiligten hervor.

Ausführliche Interviews mit dem Auftraggeber und Auftragnehmer des Master of Swiss Web 2024 lesen Sie hier (Roland Fröhlich von Bucher Municipal) und hier (Marco Egli und Simon Stucki von Intelliact, Thomas Egloff von Eyekon).

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Im Anschluss an den Winner Talk gab es einen Apéro. (Source: Netzmedien)

Nach den Referaten mit anschliessenden Fragerunden lud Giancarlo Palmisani, Leiter Verbandsdienstleistungen bei Swico und Moderator des Abends, das Publikum zum Austausch und Networking beim Apéro ein.

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