Schweizer KMUs kommen auf den Geschmack von KI
KMUs in der Schweiz erkennen und nutzen zunehmend die Möglichkeiten von KI. Doch wie eine Axa-Umfrage zeigt, haben vor allem kleine Unternehmen Nachholbedarf in Sachen Datenschutz und KI.

Kleine und mittelgrosse Unternehmen in der Schweiz interessieren sich zunehmend für den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Zu diesem Schluss kommt die Axa in ihrer aktuellen KMU-Arbeitsmarktstudie. Diese basiert auf einer vom Forschungsinstitut Sotomo durchgeführten Umfrage unter 300 KMUs aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz. Von ihnen gaben rund 34 Prozent an, KI bewusst in ihre Arbeitsprozesse zu integrieren, wie die Axa mitteilt. Zum Vergleich: In der Umfrage des vergangenen Jahres waren es noch 22 Prozent. Zugenommen hat der Anteil der KMUs, die KI erproben, nämlich von 33 auf 37 Prozent. Umgekehrt sank der Anteil der Unternehmen, die auf KI verzichten, von 45 auf 29 Prozent.
Mehr als kommunikative Tasks
"Diese Zunahme der Nutzung von KI zeigt, dass solche Applikationen auch für KMUs zunehmend unausweichlich werden, und dass viele die Erprobungsphase hinter sich gelassen haben und KI nun bewusst in ihre Arbeitsprozesse integrieren", lässt sich Kathrin Braunwarth, Leiterin Data, Technology and Innovation bei der Axa Schweiz, zitieren.
Kathrin Braunwarth, Leiterin Data, Technology and Innovation bei der Axa Schweiz. (Source: Axa)
Wie der Versicherer weiter herausgefunden hat, sind die häufigsten Einsatzgebiete von KI in hiesigen KMUs kommunikative Aufgaben wie Übersetzungen (52 Prozent) und Korrespondenz (47 Prozent). Auch vergangenes Jahr lagen derartige Tasks an der Spitze. Doch die Anwendungsmöglichkeiten erweitern sich zunehmend: 34 Prozent der Unternehmen gaben an, KI zur Optimierung von Arbeitsschritten zu nutzen. 2024 lag dieser Anteil noch bei 23 Prozent. KMUs würden zudem vermehrt auch Daten mit KI analysieren. Der entsprechende Anteil steigt laut Axa von 22 auf 32 Prozent. Auch im Bereich Kundenbetreuung, Support und personalisierte Werbung komme KI stärker zum Einsatz.
Die Entwicklung habe nicht nur Einfluss auf die Effizienz, sondern auch auf die Wahrnehmung der Technologie. So schätzen die befragten KMUs künstliche Intelligenz zunehmend als Chance für ihre Geschäftstätigkeit ein. Im Jahr 2024 bewerteten 35 Prozent KI als positiv für ihr Unternehmen, im Jahr 2025 sind es bereits 45 Prozent. Gleichzeitig sinke die negative Wahrnehmung von 20 auf 13 Prozent. Besonders Unternehmen, die KI bereits nutzen, stünden der Technologie überwiegend wohlwollend gegenüber, merkt die Axa an. 60 Prozent dieser KMUs betrachten KI als Chance, nur 8 Prozent als Bedrohung.
Kaum Auswirkungen auf Arbeitsplatzbilanz
Mit dem steigenden KI-Einsatz spüren KMUs auch mehr Vorteile der Technologie – insbesondere in Form von Zeitersparnissen. Unter den KMUs, die KI verwenden, berichten 57 Prozent von Zeitgewinnen; 2024 waren es noch 46 Prozent, wie die Axa schreibt.
Die Auswirkungen auf die Arbeitsplätze bleiben nach Einschätzung der befragten Unternehmen hingegen weiterhin gering und sind derzeit sogar netto positiv: Nur 2 Prozent der KMUs gaben an, im Moment aufgrund von Zeitersparnissen durch KI auf Personal verzichten zu können. Ihnen stehen 10 Prozent gegenüber, die sagen, der Einsatz von KI habe zu einem Stellenausbau geführt.
KI beeinflusse zurzeit weniger die Zahl der Arbeitsplätze als deren Anforderungen, erklärt die Axa: Ein Drittel der befragten KMUs mit KI-Erfahrung erklärt, dass der Einsatz von KI-Instrumenten ihr Anforderungsprofil an Mitarbeitende verändert. "Um mit dem KI-Trend mitzuhalten, suchen viele Unternehmen gezielt Fachkräfte, die technologische Kompetenzen mitbringen und bereit sind, sich kontinuierlich weiterzubilden", erklärt Michael Hermann, Leiter des Forschungsinstituts Sotomo.
Rückstand im Datenschutz
Mit der verstärkten Nutzung von KI wächst auch die Bedeutung des Datenschutzes. Hier stellt die Studie bei Schweizer KMUs einen Nachholbedarf fest: Lediglich ein Drittel der Unternehmen, die KI einsetzen, verfüge über eine klare Datenschutzregelung im Umgang mit KI-gestützten Anwendungen. Besonders kleine Unternehmen mit 5 bis 9 Mitarbeitenden seien hier im Rückstand, nur gerade 23 Prozent hätten entsprechende Regelungen eingeführt.
"Datenschutz ist zentral für den sicheren und verantwortungsvollen Einsatz von KI", betont Braunwarth. "Um Betriebsgeheimnisse und personenbezogene Daten zu schützen, sollten Unternehmen risikobewusst klare Regeln für den Einsatz von künstlicher Intelligenz etablieren."
Wie die Axa übrigens selber KI einsetzt und welche Chancen und Risiken sie in der Technologie sieht, verriet Kathrin Braunwarth 2024 im Netzwoche-Interview. Dieses finden Sie hier.

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