SPONSORED-POST Interview mit Markus Stolze, Professor für Informatik, HSR

"Die Wirtschaft ist am Thema Augmented Reality zunehmend interessiert"

Uhr

Augmented Reality hat in den letzten Jahren für Unternehmen an Relevanz gewonnen. Die Hochschule für Technik in Rapperswil (HSR) hat das Thema bereits in den Lehrplan aufgenommen. Über die Schwierigkeiten, die sich dabei ­ergeben, berichtet Markus Stolze, Professor für Informatik an der HSR.

Markus Stolze, Professor für Informatik an der HSR. (Source: zVg)
Markus Stolze, Professor für Informatik an der HSR. (Source: zVg)

Wie hat sich die Nachfrage von Studierenden und der Wirtschaft nach Ausbildungsangeboten im Bereich AR in den letzten Jahren entwickelt?

Markus Stolze: Unsere Studierenden haben ein grosses Interesse am Thema VR und AR. Ein wichtiger Grund ist, dass die vom Institut für Kommunikationssysteme der HSR entwickelte VR-Motion-Plattform dem Thema VR eine grosse Sichtbarkeit innerhalb der HSR verleiht. Um dem Interesse gerecht zu werden, führen wir im kommenden Sommer im Bachelorstudium Informatik zum ersten Mal das Spezial-Modul "Augmented & Virtual Reality" durch. Auch bei den Studierenden in der HSR-Weiterbildung besteht ein grosses Interesse. Ende 2017 hatten Studierende des HSR-Weiterbildungsstudiengangs MAS Software-Engineering in ihrer Diplomarbeit für die Galaxus-App unter iOS und Android ein AR-Feature entwickelt. In unserem Nachdiplom-Studiengang MAS Human Computer Interaction Design (MAS HCID) stösst die Unterrichtseinheit zu "Augmented, Virtual & Mixed Reality" auf grosses Interesse. Zudem hatten sich MAS HCID 2 der 12 Masterarbeitsgruppen mit dem Thema AR beschäftigt.

Was waren die grössten Herausforderungen bei der Integra­tion des Themas Augmented Reality in Ihr Lehrangebot?

Die grösste Herausforderung für die HSR in diesem Zusammenhang ist, unserem Anspruch nach einer fundierten, praxisorientierten Ausbildung auf dem aktuellen Stand der Technik gerecht zu werden. Der schnelle Wechsel von Technologien ist zwar in der Informatik allgemein gegeben, aber im Bereich AR ist dies nochmals akzentuierter. Geräte wie die Microsoft Hololens mit assoziierten Software Development Kits (SDKs) und Cloud-Services sowie die AR-orientierten Frameworks und SDKs von Apple (ARKit), Google (ARCore) und Drittanbietern wie Vuforia und Plattformen wie Unity3D entwickeln sich zusammen mit dem gesamten Ökosystem mit grosser Geschwindigkeit. Das Ziel der HSR ist es deshalb, externe Dozierende mit fundiertem technischem Know-how, Freude an der Vermittlung von Wissen und aktueller Praxiserfahrung in unsere Ausbildung einzubinden. So unterstützt uns zum Beispiel Robert Adelmann, Head of Mixed Reality & User Experience bei der Ergon Informatik, im Unterricht des VR-/AR-Kurses im MAS HCID.

Wo sehen Sie die grössten Schwierigkeiten bei AR-Technolo­gien aktuell?

Die grosse Herausforderung bei AR-Technologien ist, ausser der schnellen Entwicklung, dass es für Personen ohne grosses technisches Wissen schwierig zu bewerten ist, ob ein AR-Feature einer Anwendung leicht, schwierig oder unmöglich umsetzbar ist. Gleichzeitig gibt es wenige Personen, die ausser dem notwendigen technischen Verständnis auch ein Interesse daran haben, sich in der notwendigen Tiefe in die wirtschaftlichen, Usability- und User-Experience-Aspekte einer Anwendung hineinzudenken.

Wie hat sich die Nachfrage aus der Wirtschaft nach AR-­Technologien entwickelt?

Wir sehen ein zunehmendes Interesse der Wirtschaft. Das liegt vor allem daran, dass sich die Machbarkeit und die User-Experience von AR-/VR-Anwendungen meist erst mit der Erstellung konkreter Prototypen testen lassen. Solche Prototypen lassen sich zum Teil im Rahmen von studentischen Arbeiten in Zusammen­arbeit mit den HSR-Instituten durchführen. Häufig müssen zuerst intensive Vorabklärungen stattfinden, damit die technische Machbarkeit in den vielversprechendsten Bereichen geprüft werden kann. So wurde etwa 2017 in Zusammenarbeit mit dem Microsoft Innovation Center der HSR eine studentische Arbeit mit einen Schweizer Grossverteiler durchgeführt. Ziel war es, abzuklären, wie und ob Filialleiter bei der Gestaltung und Verwaltung ihrer Einkaufsfiliale mittels Mixed Reality unterstützt werden können.

Gibt es noch weitere Beispiele?

Andere Projekte werden im Digital-Lab der HSR zusammen mit Firmenvertretern konzipiert und dann zum Teil in studentischen Arbeiten, zum Teil in Forschungsprojekten von wissenschaftlichen Mitarbeitern der HSR umgesetzt. So wurde für Bosch Packaging untersucht, wie und ob sich der Prozess der Ersatzteilbestellung mithilfe einer Hololens-Anwendung optimieren lässt. In manchen Forschungsprojekten werden auch Basistechnologien entwickelt, die weit über die übliche Anwendung der regulären AR-SDKs hinausgehen, um so Spezialanwendungen zu ermöglichen. Wir erwarten auch, dass sich in Zukunft im Bereich AR weitere Arten der Kooperation mit Anwenderfirmen und Beratungsfirmen ergeben werden.

Welchen Reifegrat haben die AR-Technologien Ihrer Einschätzung nach erreicht?

2018 und 2019 werden sicher noch Jahre sein, in denen viel experimentiert wird und sich die Technologiebasis und Gerätelandschaft noch stark verändern wird. Trotzdem sehen wir schon heute Anwendungen, wie etwa die App von Ikea, die mehr als nur Spielcharakter haben. Der echte Durchbruch von AR im Consumer-Bereich wird dann erreicht sein, wenn die Basis von AR-fähigen Geräten breit genug ist und AR von Konsumenten als ein Feature von Apps erwartet wird, wie heute beispielsweise Kameras und Bildbearbeitungsfunktionen in Smartphones. Bis dahin werden noch ein paar Jahre vergehen. Im Bereich der dedizierten Anwendungen, beispielsweise für Servicetechniker oder für Wartungsaufgaben, wird diese Entwicklung viel schneller greifen.

Webcode
DPF8_87185