Blockchain-Konferenz in Zug

Cryptokitties, Regenbogen-T-Shirts und Regulierungsphobie

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Techcrunch hat zur Blockchain-Konferenz ins Theater Casino Zug geladen. Vor Ort war auch Kryptowunderkind Vitalik Buterin. Er gab sich wild und abenteuerlustig. Vielleicht genau die Mischung, die es braucht, um die Herausforderungen der Branche zu meistern.

Von links: Justin Drake, Karl Floersch und Vitalik Buterin von der Ethereum Foundation (Quelle: Netzmedien)
Von links: Justin Drake, Karl Floersch und Vitalik Buterin von der Ethereum Foundation (Quelle: Netzmedien)

Techcrunch hat eine Blockchain-Konferenz im Crypto Valley veranstaltet. Der Event fand im Theater Casino Zug statt. Die Liste der Referenten liess aufhorchen: Mit Ethereum-Erfinder Vitalik Buterin, Coinbase-CTO Balaji Srinavasan und Binance-CEO Changpeng Zhao waren ein paar der grössten Namen der Szene am Start. Da verwundert es nicht, dass die Veranstaltung restlos ausverkauft war.

Eigenbrötlerei statt Kooperation

Stadtpräsident Dolfi Müller sagte zur Begrüssung, dass es in Zug mehr Arbeitsplätze als Einwohner gebe. Das sei auch dem Crypto Valley zu verdanken. Müller erwähnte Zugs Blockchain-Lösung, die der Kanton bereits für Konsultativabstimmungen nutzt.

Dolfi Müller, Stadtpräsident von Zug (Quelle: Netzmedien)

"Es wird eine Welt mit vielen unterschiedlichen Blockchains geben", sagte Brian Behlendorf, Executive Director von Hyperledger der Linux Foundation. Das zeige sich auch bei Initial Coin Offerings (ICOs). Oft werde Geld für Projekte gesammelt, die es bereits gebe. "Wir sollten viel stärker zusammenarbeiten", sagte Behlendorf.

Links: Brian Behlendorf, Executive Director von Hyperledger der Linux Foundation (Quelle: Netzmedien)

Global, offen, dezentral

In Zug waren aber nicht nur Techies, sondern auch Risikokapitalgeber. Etwa Nicolas Brand von Lakestar, Colin Hanna von Balderton Capital und Bill Tai von Bitfury. Sie diskutierten über ICOs und waren sich einig: Die Venture-Capital-Szene und die Kryptoindustrie seien aktuell zwar noch relativ getrennt, die beiden Welten würden aber irgendwann miteinander verschmelzen.

Von links: Colin Hanna von Balderton Capital, Nicolas Brand von Lakestar und Bill Tai von Bitfury (Quelle: Netzmedien)

"Ich kenne keinen anderen Markt, der so global und dezentral organisiert ist wie die Kryptobranche", sagte Hanna. Nicht nur die Technologie sei dezentral und offen, sondern auch die Unternehmen. Man merke, dass der Markt noch jung sei, sagte Tai. Zum Beispiel daran, dass die Exponenten der Branche oft über Technologien statt über Apps und Anwendungen sprechen würden.

Geld, Druck und Talentmangel

Am Event waren auch Galia Benartzi von Bancor, Jun Hasegawa von Omisego und Jarrad Hope von Status. Die Firmen sammelten letztes Jahr mit ICOs zwischen 25 und 275 Millionen US-Dollar. Benartzi sagte, dass das viele Geld den Druck auf die Projekte stark erhöhe. Dabei gehe oft vergessen, dass sich Bancor immer noch in der Series-A-Phase befinde, wenn man den Entwicklungsstatus des Unternehmens mit dem Ablauf einer traditionellen Aufnahme von Risikokapital vergleiche.

Von links: Jarrad Hope von Status, Jun Hasegawa von Omisego und Galia Benartzi von Bancor. (Quelle: Netzmedien)

Hope bestätigte, dass viele Kryptofirmen dezentral organisiert seien. Status beschäftige rund 75 Mitarbeiter, überall verstreut auf der Welt. Ein Blick auf die Website zeigt, dass beim Unternehmen gerade 22 Jobs offen sind. Einige in New York, Berlin und Korea, die meisten aber "anywhere" oder "remote". Das Team versuche, sich bei der Zusammenarbeit an der Central European Time zu orientieren.

Laut Hope ist die Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern für Blockchain-Projekte höher als das Angebot. Die Suche nach Talenten gestalte sich schwierig. "Wir müssen kreativ sein und über unsere Branche hinaus schauen, um gute Leute zu finden."

Kryptowunderkind im Regenbogen-T-Shirt

Vor Ort war auch Vitalik Buterin. Der Erfinder von Ethereum trat auf, wie man ihn kennt: Regenbogen-Ufo-Katzen-T-Shirt und ein Mundwerk wie ein Maschinengewehr. Nicht überraschend lieferte das Kryptowunderkind das Zitat des Tages: "Ich hoffe, dass zentralisierte Börsen so fest wie möglich in der Hölle schmoren." Blockchain-Technologien sollten möglichst dezentral organisiert sein, sagte Buterin.

Von links: Justin Drake, Karl Floersch und Vitalik Buterin von der Ethereum Foundation (Quelle: Netzmedien)

Er wies auf Probleme der Branche hin: Das Programmieren von Smart Contracts sei zu kompliziert, Blockchains würden schlecht skalieren und die Regulatoren den Einbau sinnvoller Privacy-Funktionen verhindern. Viele Blockchains hätten den ursprünglichen Gedanken der Dezentralisierung aufgegeben, so Buterin.

Regulieren? Ja, aber bitte sanft!

Patrick Berarducci von Consensys, Mona El Isa von Melonport und Pierre-Edouard Wahl von PwC Switzerland diskutierten über Regulierung. Sie waren sich einig, dass die Schweiz vorbildlich vorgehe. Wahl betonte, dass Länder, die einen sanften Regulierungskurs fahren und Experimente erlauben, langfristig profitieren würden.

Von links: Pierre-Edouard Wahl von PwC Switzerland, Patrick Berarducci von Consensys und Mona El Isa von Melonport (Quelle: Netzmedien)

"Viele Gesetze beruhen auf Annahmen, die auf Blockchain-Firmen nicht zutreffen", sagte El Isa. Das verwundere nicht, da Krypto eine neue Anlageklasse mit neuen Gesichtern und neuen Regeln sei. Die Branche müsse lobbyieren und die Gesetzgeber von einer sanften Regulierung überzeugen. "Die Ziele der Regulatoren können wir heute oft auch über Smart Contracts und Blockchain-Technologien erreichen."

Jede neue Technologie braucht Katzen

Spannend war auch der Auftritt von Roham Gharegozlou. Seine Firma Axiom Zen landete mit Cryptokitties den ersten Hit auf Ethereum. Laut Gharegozlou soll das Spiel vor allem den Wert einer dezentralen Wirtschaft aufzeigen. "Die Blockchain war relativ neu und bildete noch keine Katzen ab. Also brachten wir Katzen auf die Blockchain", sagte Gharegozlou. "Jede neue Technologie braucht Katzen!"

Links: Roham Gharegozlou von Axiom Zen (Quelle: Netzmedien)

Es sei nie das Ziel gewesen, ein AAA-Spiel zu programmieren, das 5 Jahre relevant bleibe. Gharegozlou und sein Team wollten mit Cryptokitties vor allem Erfahrungen sammeln. "Wir wussten, dass Ethereum nicht gut skaliert", sagte Gharegozlou. Die Hoffnung, dass sich das Problem schnell löse, habe sich aber nicht erfüllt.

Networking im Theater Casino Zug (Quelle: Netzmedien)

Gharegozlou lernte mit Cryptokitties eine wichtige Lektion: Gibt es Probleme mit Ethereum, beschuldigen die Nutzer nicht die Blockchain, sondern den Anbieter der App. Diese Erfahrung dürften schon bald auch weitere Blockchain-Firmen machen.

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