Wild Card von André Golliez

Hackdays – Katalysatoren für datenbasierte Innovationen

Uhr

Der Verein Opendata.ch hat vor zehn Jahren die ersten Open Data Hackdays in der Schweiz durchgeführt. In Zürich und Lausanne kamen einige Dutzend "Hacker" für zwei Tage zusammen, um gemeinsam datenbasierte Visualisierungen und Applikationen zu entwickeln. Alle Ergebnisse wurden publiziert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

André Golliez, Präsident Swiss Data Alliance und Managing Partner Zetamind. (Source: zVg)
André Golliez, Präsident Swiss Data Alliance und Managing Partner Zetamind. (Source: zVg)

Für die meisten Teilnehmenden und Beobachter waren die ersten Hackdays eine völlig neue Erfahrung. Umfang und Qualität der Ergebnisse waren eindrücklich. In der Folge hat Opendata.ch bis heute gegen 40 weitere Hackdays mit insgesamt über 2000 Teilnehmenden durchgeführt, so etwa in den Bereichen Verkehr, Energie, Landwirtschaft oder Tourismus. Von der Vielfalt und Qualität der Resultate kann man sich auf der Hackdays-Plattform überzeugen (www.hack.opendata.ch). Als leuchtendes Beispiel mag der bekannte Touch-Fahrplan dienen, der ursprünglich an den ersten "Open Transport Data Hackdays 2012" prototypisch entwickelt wurde und einige Jahre später den Weg in die SBB-App fand.

Das Innovationsformat "Hackdays" stammt aus dem Silicon Valley. Analog zu einem Marathon (42 Kilometer) dauert ein klassischer "Hackathon" 42 Stunden. Er ermöglicht die Entwicklung von Prototypen und Proofs of Concept (PoC) innert kürzester Zeit und unter äusserst freien Rahmenbedingungen. Hackdays entsprechen den Grundprinzipien der agilen Softwareentwicklung. Sie eignen sich aber nicht nur für das Codieren ("Hacken") datenbasierter Applikationen und Komponenten, sondern auch für das Austüfteln kreativer Lösungen für konkrete Problemstellungen (sog. "Challenges") in der Frühphase. Wesentlich kostengünstiger und effizienter als herkömmliche Studien und Vorprojekte ermöglichen Hackdays die Exploration neuer Lösungsansätze unter zeitlich beschränkten Laborbedingungen. Die Ergebnisse können dann von den Beteiligten (Challenge Owner und Hacker) für das Aufgleisen produktiver Projekte verwendet werden.

Der Wert von Hackdays ist aber nicht nur an den erarbeiteten Resultaten zu messen. An Hackdays kommen engagierte und in der Regel intrinsisch motivierte Personen aus den verschiedensten Kontexten zusammen, die sich sonst kaum begegnen würden. Der Austausch und die kreative Zusammenarbeit macht die Hackdays zu einem ausserordentlichen sozialen und kulturellen Erlebnis für alle Beteiligten. Auch für erfahrene Hackdays-Organisatoren oder Hacker ist es immer wieder erstaunlich, welche Energien ein solcher Anlass in kürzester Zeit freisetzt.

Hackdays sind kein Allheilmittel und es ist wichtig, die Erwartungen der Trägerschaft einer solchen Veranstaltung in einem realistischen Rahmen zu halten. Auch äusserst versierte und kreative Teams können in zwei Tagen nicht mehr als einen ersten Prototyp oder ein PoC entwickeln. Ob daraus reale Projekte und operative Produkte entstehen, hängt von vielen Faktoren ab, die ausserhalb der Reichweite der Hackdays liegen.

Hackdays können einen konkreten Startpunkt für innovative digitale Projekte setzen. Sie wirken als Katalysatoren für datenbasierte Innovationen und Kooperationen. Hackdays sind in dieser Funktion ein wichtige Ergänzung zu konventionellen Innovationsformaten. Nach über zehn Jahren Erfahrung lässt sich sagen, dass Hackdays in fast jedem Rahmen funktionieren, sei dies ein wirtschaftlicher Sektor, eine Region oder eine kantonale Verwaltung (wie etwa die Data Hackdays BE 2021 am 12. und 13. November im Rathaus in Bern). Wichtigste Voraussetzungen sind eine engagierte Trägerschaft, gut vorbereitete Challenges, angenehme Räumlichkeiten, Verpflegung – und motivierte Hacker.

Tags
Webcode
DPF8_235465