Best of Swiss Web 2023

Dreimal Doppelgold und ein Fotofinish

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von Joël Orizet und yzu

Knapper kann man kaum gewinnen: Mit einem hauchdünnen Vorsprung gegenüber dem Zweitplatzierten hat sich das Projekt von Meteoschweiz den Master-Titel gesichert. Die 23. Ausgabe von Best of Swiss Web bot allen Grund zum Feiern. Es regnete haufenweise Auszeichnungen – 11 goldene, 22 silberne, 44 bronzene und eine rote.

"Meteoschweiz.ch - Relaunch" hat den Titel "Master of Swiss Web 2023" gewonnen. (Source: Best of Swiss Web)
"Meteoschweiz.ch - Relaunch" hat den Titel "Master of Swiss Web 2023" gewonnen. (Source: Best of Swiss Web)

Best of Swiss Web hat zum 23. Mal gezeigt, wer unter den Schweizer Digitalagenturen den Takt vorgibt. Die Branche traf sich im Dübendorfer Eventlokal "The Hall", um die besten Webprojekte des Jahres und sich selbst zu feiern. 

Insgesamt stemmten die Gewinnerinnen und Gewinner 77 Auszeichnungen in die Höhe: 11 goldene, 22 silberne und 44 bronzene – plus den Spezialpreis "Best of .swiss", die Goldbach Crossmedia Awards und die Trophäe der Trophäen: den Master of Swiss Web 2023

Wetter-Website schlägt Taschenkonfigurator

Wäre die Auswertung der Wahl des diesjährigen Masters ein Wettlauf gewesen, hätte man schon die Zeitlupe bemühen müssen, um den Gewinner zu ermitteln. Denn der diesjährige Master-Gewinner "Meteoschweiz.ch - Relaunch" lag im Schlussrennen nur um Haaresbreite vor dem zweitplatzierten Projekt "Freitag F-Cut: Design your own bag". Den Unterschied machten schliesslich die Stimmen der Abonnentinnen und Abonnenten des Netztickers aus.  

Haarscharf gewonnen: Meteoschweiz setzte sich in der Schlussauswertung knapp gegen Freitag durch. (Source: Netzmedien)

Zusätzlich zum Master-Titel gewann Meteoschweiz auch zweimal Gold, und zwar in den Kategorien User Experience und Technology. "Der Relaunch der Meteoschweiz-Site begeistert durch die vorbildliche und attraktive Darstellung der immensen Datenmenge und eine herausragende Benutzerfreundlichkeit", sagte Daniel Liebhart, Jurypräsident der Kategorie Technology. Besonders überzeugt habe das Projekt mit einer konsequent barrierefreien Umsetzung. 

Der Taschenfabrikant Freitag ging jedoch trotz knapp verpasstem Master-Titel nicht leer aus. Mit dem Onlinetool fürs Gestalten von Freitag-Taschen gewann das Unternehmen Gold in der Kategorie Creativity. "Auch Mobile überzeugt der Case auf allen Ebenen – so sollen sich Web-Tools heute anfühlen", sagte Jurypräsident Mark Burow. 

Ein Projekt für die Geschichtsbüchereien und ein Abschied

Den dritten Platz im Rennen um den Master-Titel ergatterte sich "E-Rara und E-Manuscripta: Digitalisieren alter Werke". Auch dieses Projekt gewann doppelt Gold: sowohl in der Kategorie Productivity als auch in der Kategorie Public Value. "Mit E-Rara und E-Manuscripta hat die ETH-Bibliothek den Zugang zu alten Büchern und Schriften revolutioniert", sagte Jürg Stuker, Jurypräsident der Kategorie Productivity. Sowohl Forschende wie auch interessierte Laien könnten mit der Lösung ortsungebunden und rund um die Uhr auf die Bestände der teilnehmenden Bibliotheken zugreifen und diese herunterladen sowie frei weiter verwenden. 

Für Stuker, der Best of Swiss Web von Anfang an mitgeprägt hatte, war diese Laudatio eine besondere. Denn er war zum letzten Mal in die Rolle des Jurypräsidenten geschlüpft. "Mit Jürg steht hier nicht nur ein Jurypräsident, sondern eine Legende", sagte Jury-Chairman Christof Zogg zum Abschied. Auch Heinrich Meyer, CEO von Best of Swiss Web, bedankte sich herzlich bei Stuker. Er sei in den vergangenen 22 Jahren stets eine wichtige Stütze für den Anlass gewesen. "Wo wir Banausen waren, hat er mit seiner Fachkompetenz geholfen; wo wir Chaoten waren, hat er uns mit seiner strukturierten Art und seinem Netzwerk unterstützt."

Marketing mit Kindern und Branding fürs Pflegepersonal

Der dritte Doppelgold-Gewinner des Abends heisst "UBS Kids Cup – 7000 Kinder wie Stars gefeiert". Die erste Auszeichnung gab es in der Kategorie Branding Campaigns, die zweite in der Kategorie Marketing. "Für die rund 7000 Finalistinnen und Finalisten des UBS Kids Cup wurde ein einmaliges und personalisiertes digitales Souvenir kreiert", sagte Andreas Widmer, Jurypräsident der Kategorie Marketing. Jedes Kind habe nach dem Zieleinlauf einen persönlichen Finisher-Clip per Mail zugeschickt bekommen – die Videos seien fleissig heruntergeladen und aktiv auf den Social-Media-Kanälen geteilt worden.

Der Moderator Marco Fritsche liess es sich nicht nehmen, jemandem aus dem Gewinnerteam eine pikante, aber durchaus berechtigte Frage zu stellen. "Es geht also um Videos mit Kindern … Wie habt Ihr das Problem mit dem Datenschutz gelöst?" Die Antwort fiel ehrlich aus, um nicht zu sagen: dreist. "Für so ein cooles Projekt kann der Datenschutz schon mal hintanstehen", sagte der Gefragte auf der Bühne. Durch das Publikum ging ein erstauntes Raunen, das aber schnell abklang. Immerhin hatte der Moderator nur nach dem Datenschutz gefragt und nicht danach, wie man denn grundsätzlich auf die Idee gekommen war, Kinder quasi als Markenbotschafter einzuspannen. 

In einem ebenfalls heiklen Themenfeld holte sich "Hirslanden – gesucht: Helden der Pandemie" den Sieg in der Kategorie Performance Campaigns. Der Privatklinikgruppe Hirslanden sei es gelungen, mit einer durchdachten und kreativen Herangehensweise ein schwieriges Thema wirkungsvoll in Szene zu setzen, sagte Jurymitglied Annunziata Passarello, die für Jurypräsident Thomas Schrämli einsprang, weil dieser noch im Stau stand, wie Moderator Fritsche sagte. "Mit einer Prise lokaler Verankerung, einem intelligenten Medienmix und einer durchgängigen Optimierung schaffte es der Gold-Gewinner, das Employer Branding für das Pflegepersonal auf das nächste Level zu bringen", sagte Passarello. 

Suisa sieht rot

Den Spezialpreis "Best of .swiss" schnappte sich suisa.swiss – die neue Website der Schweizerischen Genossenschaft für die Vertretung der Urheberrechte an Musik. Mit dem Projekt sei es gelungen, einen enorm komplexen Inhalt strukturiert auf den Punkt zu bringen, sagte Jurypräsident Fabian Unteregger. Die neue Website der Suisa besteche durch ihre Einfachheit, kombiniert mit einem frischen Design. "Wir haben keine Misstöne entdeckt - im Gegenteil: Die Seite ist viersprachig. Und das gibt eine Symphonie, die wir gerne mit einer roten Boje würdigen."

Mit dem Spezialpreis prämiert das Bundesamt für Kommunikation bereits zum vierten Mal das beste Webprojekt des Jahres mit einer Domain-Endung .swiss. Unteregger, der einem breiten Publikum bekannte Komiker und Mediziner, hat Freude an seiner Funktion als Jurypräsident, wie er auf der Bühne sagte. "Es ist lässig, da zu sein - und es gibt immer noch Geld!" Die Zahl der Einreichungen steige von Jahr zu Jahr. Schade sei nur, sagte er scherzhaft, dass kürzlich die Chance auf eine mögliche Mega-Domain weggefallen sei: credit.swiss.

Ein Klimarechner fürs Essen, ein Business-Liebling und etwas mit B2B

Gold in der Kategorie Innovation gewann "Food2050". Das Projekt ermöglicht die Bewertung von Essgewohnheiten aufgrund ihrer Umweltverträglichkeit respektive ihres Einflusses auf das Klima. In einer Welt, in der Transparenz entscheidend sei, mache die Lösung verborgene Informationen sichtbar, sagte Jurypräsidentin Sibylle Peuker. "Ein hoffnungsvolles Projekt, das vielleicht bald auch Eure Menu-Wahl beeinflusst."

In der Kategorie Business ging Gold an "Favur – einfach durch den ­Arbeitstag". Ziel des Projekts ist es, das Management von Mitarbeitenden in Restaurants und Hotels zu vereinfachen. "Mit einem exzellenten Verständnis der Hospitality-Branche wurde eine Lösung geschaffen, die Massstäbe setzt und hohe Erfolgsaussichten am Markt mitbringt", sagte Jurypräsidentin Maud Hoffmann. Das Projekt besteche durch Benutzerfreundlichkeit und intuitiven Funktionen. "Herzlichen Glückwunsch unserem neuen Business-'Favur-it'!"

Gold in der Kategorie Digital Commerce sicherte sich das Team um "Retail Central CX". Die Commerce-Lösung für KMUs im B2B-Geschäft wurde allerdings nicht zum Kandidaten für den Master-Titel bestimmt. So etwas sei in seiner Kategorie noch nie passiert, sagte Jurypräsident Pascal Sieber und fügte trocken, aber mit scherzhaftem Unterton hinzu: "Das zeigt, dass Ihr alle nicht begriffen habt, worum es bei diesem Projekt geht." 

Tech-Milliardäre kriegen ihr Fett weg

Christof Zogg nahm in seinem traditionellen Jahresrückblick zunächst Elon Musk aufs Korn. Der Jury-Chairman machte sich lustig über das Hin und Her, das Musk vor seinem Kauf von Twitter veranstaltete. "Erst machte er viel Lärm aus der geplanten Übernahme, dann machte er einen auf Ueli Maurer, indem er plötzlich 'kei Luscht' mehr hatte." Am 27. Oktober kaufte er Twitter schliesslich doch – für 44 Milliarden US-Dollar. Doch damit habe das Chaos erst begonnen.

Auch über Mark Zuckerberg mokierte sich Zogg. Im vergangenen Oktober habe der Meta-CEO seine Quest Pro lanciert – mit ein paar interessanten Features wie Mixed Reality in Farbe. "Für seine Metaverse-Vision versprach er sogar Beine, die sich bewegen können. Doch leider was die Demo ein Fake. Und die Avatare im Meta-Metaversum stehen bis heute nicht auf eigenen Füssen. Aber immerhin: Die Brille ist jetzt 500 US-Dollar billiger."


Mehr Anekdoten aus dem Jahresrückblick des Jury-Chairmans sowie alle Highlights der Award Night können Sie im Ticker zur nachlesen.

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