Initiative "Swiss AI"

ETH, EPFL und Co. wollen die Schweiz zum führenden KI-Standort machen

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von René Jaun und cka

Die ETHs Zürich und Lausanne stellen die "Swiss AI"-Initiative vor. Zu ihren Zielen gehört, quelloffene und transparente Large-Language-Modelle zu entwickeln und grundlegende KI-Fragen zu klären. Eine zentrale Rolle spielt ein neuer Supercomputer im Tessin.

(Source: Pablo Lagarto / stock.adobe.com)
(Source: Pablo Lagarto / stock.adobe.com)

"Die Schweiz als weltweit führenden Standort für die Entwicklung und Nutzung einer transparenten und vertrauenswürdigen Künstlichen Intelligenz zu positionieren" - so fassen die ETHs Zürich und Lausanne das Ziel ihrer neu lancierten "Swiss AI"-Initiative zusammen. Man wolle im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) enger zusammenarbeiten und das Fachwissen von rund einem Dutzend Schweizer Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen bündeln, heisst es in der Mitteilung weiter. 75 Professorinnen und Professoren seien bereits an der Initiative beteiligt.

Modelle entwickeln, Fragen klären, Akteure vernetzen

In der Mitteilung beschreiben die Hochschulen die Ziele der "Swiss AI"-Initiative etwas ausführlicher. Das wichtigste davon: Sie wollen neue so genannte Large-Language-Modelle (LLMs) entwickeln und trainieren. Diese sollen transparent sein, nachvollziehbare Ergebnisse liefern und die Einhaltung von rechtlichen, ethischen und wissenschaftlichen Vorgaben sicherstellen. "Anders als die heute öffentlich zugänglichen LLMs setzt die Initiative ganz auf Transparenz und Open Source. Es muss für alle nachvollziehbar sein, wie und auf welchen Daten die Modelle trainiert wurden und wie sie zu ihren Ergebnissen kommen", erklärt Jan Hesthaven, Provost und Akademischer Vizepräsident der EPFL.

Die entwickelten Basismodelle sollen in Bereichen wie Robotik, Medizin, Klimawissenschaften oder Diagnostik eingesetzt werden können.

Darüber hinaus gehe die Initiative aber auch grundlegenden Fragestellungen bei der Entwicklung und Nutzung von LLMs nach, heisst es in der Mitteilung weiter. Dazu gehören Fragen wie: "Wie sieht das künftige Zusammenspiel von Mensch und KI aus?", "Welches ist der geeignete ethische Rahmen?", "Wie gehen wir mit Sicherheit und Datenschutz um?" und "Mit welchen neuen Ansätzen können Modelle skaliert und energieeffizienter gemacht werden?"

Ein drittes Ziel besteht schliesslich darin, Wissenschaft, Industrie und Politik zusammenzubringen, um gemeinsam die Entwicklung und den Einsatz der künstlichen Intelligenz in der Schweiz mitzugestalten und voranzutreiben. Hier wolle man bereits etablierte Kooperationen weiter ausbauen, heisst es in der Mitteilung. Die in der Schweiz vorhandene Softwareinfrastruktur, das aufgebaute Fachwissen und die entwickelten Basismodelle sollen möglichst offen und direkt an die Gesellschaft und die Industrie weitergegeben werden. KMUs sollen ebenso von der Initiative profitieren wie öffentliche Verwaltungen.

Neuer Supercomputer als Wettbewerbsvorteil

Um ihr primäres Ziel, das Entwickeln neuer LLMs, zu erreichen, setzt die "Swiss AI"-Initiative laut Mitteilung stark auf "Alps", den neuen Supercomputer am nationalen Hochleistungs-Rechenzentrum (CSCS) der ETH Zürich. Die Maschine, die im Februar 2024 den Betrieb aufnehmen soll, arbeite mit 10'000 Grafikprozessoren, gehöre zu den leistungsfähigsten Rechnern der Welt und sei speziell für KI-Anwendungen entwickelt worden, teilt die ETH mit.

In den nächsten 12 Monaten soll der neue Alps-Supercomputer "10 Millionen so genannte 'GPU-Hours' für die Entwicklung neuer LLMs einsetzen". Ein einzelner Grafikprozessor müsste für dieselbe Leistung über 1100 Jahre lang unter Vollast laufen, wie die ETH anmerkt. Die Schweiz sei das erste Land der Welt, das eine Forschungsinfrastruktur auf dem neusten Nvidia-Grace-Hopper-Superchip betreibe. Mit dem neuen Supercomputer verfüge die Schweiz über einen internationalen Wettbewerbsvorteil, heisst es weiter. Denn die Supercomputing-Infrastruktur sei aufgrund der rasanten Entwicklung in der generativen KI weltweit Mangelware und - wo verfügbar - meist im Besitz weniger grosser Unternehmen. "Diesen Standortvorteil wollen wir mit der gemeinsamen Initiative nutzen und das in der Schweiz vorhandene Know-how im Bereich der Künstlichen Intelligenz der ganzen Gesellschaft zugänglich machen", erklärt Christan Wolfrum, ETH-Vizepräsident für Forschung. "Die Vorreiterrolle in einem so zukunftsweisenden Feld muss die Wissenschaft übernehmen und darf nicht wenigen multinationalen Technologiekonzernen überlassen werden. Nur so können wir die Forschungsfreiheit und die digitale Souveränität der Schweiz sicherstellen."

Der Schweizer KI-Pionier Pascal Kaufmann schart für das Start-up AlpineAI top KI-Experten um sich. Mit der Schweizer LLM-Alternative SwissGPT will er dem mächtigen ChatGPT die Stirn bieten. Mehr dazu verrät Kaufmann im Interview.

 

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