Sicherer Mailen

"Das sind schon ein paar Stufen mehr"

Uhr | Aktualisiert

Wie die Post E-Mails sicherer macht und weshalb diese Dienstleistung dereinst auch für den Consumer-Markt interessant sein könnte, erklärt Urs Fischer, CEO der Post-Tochter Swiss Sign.

Urs Fischer ist überzeugt, dass die E-Mail-Adresse dereinst den gleichen Stellenwert haben wird wie die Postadresse. (Quelle: www.studiolicht.ch)
Urs Fischer ist überzeugt, dass die E-Mail-Adresse dereinst den gleichen Stellenwert haben wird wie die Postadresse. (Quelle: www.studiolicht.ch)

Herr Fischer, wie weit ist die Post beim Schritt ins digitale Zeitalter aus Ihrer Ansicht?

Die Schweizerische Post schneidet im Vergleich zu anderen Postgesellschaften sehr gut ab. In internationalen Rankings belegen wir regelmässig Spitzenplätze.

Täuscht der Eindruck oder kann sich die Post im digitalen Bereich vor allem durch das Sicherheitsargument von anderen abheben?

Ja, wenn es um Sicherheit im Sinne von Vertrauen geht. Die Schweizerische Post geniesst in der Bevölkerung ein sehr hohes Vertrauen. Das können nicht alle Postgesellschaften von sich behaupten.

Welche weiteren Trümpfe hat sie in der Hand, beispielsweise gegen ausländische Konkurrenten, die auf den Markt drängen?

Die bestehenden Kundenbeziehungen sind sicher ein wichtiger Faktor. Die Swissness spielt eine Rolle. Das sehen wir gerade auch im Business mit Sicherheitszertifikaten.

Viele Maildienste haben lange keine HTTPS-Verschlüsselung angeboten. Unterdessen tun das die meisten. Sie haben mit Incamail seit einigen Jahren ein Produkt, das noch sicherer sein soll. Inwiefern spürt der Endnutzer die zusätzliche Sicherheit?

Bei HTTPS ist nur der Zugriff auf den Webmaildienst verschlüsselt. Der Maildienst selbst, Hacker, Industriespione oder Geheimdienste können die E-Mails aber trotzdem relativ einfach lesen, da der Transport der E-Mail über das Internet weiter ungeschützt ist. Mit Incamail bieten wir einen elektronischen Briefumschlag an, der versiegelt ist. Dazu kommt die Analogie eines Poststempels. Da gibt es die Möglichkeit von Sende- und Abholquittungen. Das sind schon ein paar Stufen mehr.

Und wie funktioniert das technisch gesehen?

Die Nachricht und auch die entsprechenden Attachments werden verschlüsselt und als Secure Attachment per E-Mail versandt. Der Zugriff auf den Anhang wird durch den Incamail-Service kontrolliert. Der Empfänger sieht, dass er eine sichere E-Mail erhalten hat. Auch wenn er die E-Mail nicht anschaut, ist sie in seiner Inbox – verschlüsselt und vor Zugriffen geschützt.

Was geschieht, wenn die Mailbox des Empfängers gehackt wird?

Ein Dritter kann eine Incamail in der gehackten Mailbox nicht lesen, weil er dazu das Secure Attachment und gleichzeitig auch den Incamail-Zugriff haben müsste.

Das heisst, dass der Empfänger auch Incamail haben muss, damit er vom zusätzlichen Sicherheitselement profitieren kann?

Der Empfänger muss bei Incamail registriert sein, um an ihn adressierte verschlüsselte E-Mails lesen zu können. Die Registrierung und der Empfang sind kostenlos.

Inwiefern unterscheidet sich Ihr Dienst von vergleichbaren Angeboten von Dienstleistern, die sichere E-Mails anbieten?

Wir verlangen keine dedizierte E-Mail-Adresse. Bei Konkurrenzprodukten müssen Sie für ähnliche Services wie Incamail eine neue E-Mail-Adresse eröffnen. Wir speichern zudem den Mailinhalt nicht bei uns. Das ist etwa für die Finanzbranche ein zentrales Thema. Andere Anbieter verschlüsseln die E-Mails, legen sie auf dem Server ab und verschicken den Link dazu.

Welche Neuerungen haben Sie zuletzt in Incamail eingebaut?

Es gibt neu eine iPhone-App. Ganz wichtig ist zudem die Option, einen Massenversand direkt aus Business-Software-Lösungen wie Abacus, Microsoft Dynamics, SAP und weiteren zu ermöglichen.

Wo wird Incamail denn derzeit vor allem nachgefragt?

Eine spannende Anwendung ist der Versand der Lohnabrechnungen via Incamail. Die Mitarbeiter können dann auswählen, ob sie ihre Abrechnung nach wie vor als Brief haben möchten oder doch lieber als sichere E-Mail.

Gibt es weitere Einsatzmöglichkeiten?

Der Lohnabrechnungsversand ist erst der Anfang. Der sichere Versand und vor allem die Nachweisbarkeit sind auch in anderen Bereichen von grossem Wert.

Was ist für Sie der entscheidende Grund, weshalb sich neben den Unternehmen künftig auch Privatpersonen für eine sicherere E-Mail-Lösung entscheiden könnten?

Momentan ist man sorglos. Doch es kommt immer häufiger vor, dass bei Portalen Daten geklaut werden. Die Leute werden zukünftig unterscheiden, wo sie unkritische und kritische Informationen kommunizieren. Sie wollen jedoch auch vertrauliche Informationen online kommunizieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass die E-Mail-Adresse dereinst den gleichen Stellenwert haben wird wie die Postadresse.

Was bedeutet die stark steigende Nutzung von mobilen Geräten für Sie?

Der Trend ist einer unserer Haupttreiber. Wir möchten die virtuellen Dienste den modernen Nutzern zur Verfügung stellen können. Deshalb ist der Mobile-Trend eine Unterstützung unserer Bestrebungen. Zum Beispiel haben wir die Post-SuisseID mobile-tauglich gemacht.

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