Besuch in Tel Aviv

StorOne will den Flaschenhals im Storage sprengen

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Das israelische Start-up StorOne tritt mit einer Software an, die Speicherinfrastrukturen entfesseln soll. Das Unternehmen verfolgt kühne Pläne. Und will insbesondere mit dem Preis punkten.

Gal Naor, CEO, StorOne. (Source: Netzmedien)
Gal Naor, CEO, StorOne. (Source: Netzmedien)

6 Jahre lang tüftelten sie hinter verschlossenen Türen. Diesen Herbst war es endlich soweit. Die Macher hinter dem israelischen Storage-Start-up StorOne zeigten erstmals, woran sie gearbeitet hatten. Eine Software, die das Potenzial von Hardware entfesseln soll.

CEO Gal Naor liess keinen Zweifel daran, dass er kühne Ambitionen hegt. "Unsere Wettbewerber werkeln mit Technologien von Gestern", sagte er gegenüber Journalisten an der IT Press Tour in Tel Aviv. Mehr Leistung, mehr Kapazität und mehr Funktionen - dies alles sei heute keine Herausforderung mehr, merkte Naor an und fügte hinzu: "Die wahre Hürde besteht darin, eine Lösung zu erfinden, die kosteneffizient ist."

Die Kunst der Kosteneffizienz

Die Kunden bezahlen für ihre IT-Infrastrukturen viel zu viel, wie der CEO des Start-ups zu verstehen gab. Wer die Preise pro Gigabyte an Speicherplatz oder pro IOPS an Performance betrachte, könnte den Herstellern geradezu Wucher vorwerfen. Das Problem liege allerdings nicht mehr im Bereich von Speichermedien oder Bandbreiten. "Der Flaschenhals im Storage befindet sich dort, wo Software ins Spiel kommt", sagte Naor.

Gal Naor, CEO von StorOne. (Source: Netzmedien)

Der CEO ist kein Neuling in der Welt der Unternehmens-IT. Bevor er StorOne gründete, hatte er das Unternehmen Storwize aufgebaut. Das Unternehmen machte sich mit einer Datenkompressionstechnik einen Namen. Und ging 2010 für rund 145 Millionen US-Dollar in die Hände von IBM.

Software, die Hardware entdrosseln soll

Mit seiner neuen Firma will Naor im Markt bestehen, wie er sagt. Deswegen setzte er alles auf eine Karte. Das Kernprodukt des Start-ups heisst TRU – ein Akronym, das für "Total Resource Utilization" steht. Die Software könne die Leistung von bestehenden Speicherkomponenten drastisch erhöhen. "Niemand kommt auch nur ansatzweise an unsere Ergebnisse heran", versprach der CEO.

Die Lösung biete zudem Funktionen für die Wiederherstellung von Daten, ohne die Leistung des Systems zu beeinträchtigen. "Mit TRU ermöglichen wir unbegrenzte Snapshots", sagte Raz Gordon, CTO von StorOne. Dies allerdings nur in der Theorie. Denn die Hardware setzt natürlich immer bestimmte Grenzen, wie der Technologiechef einräumte. Aber im Prinzip sei es kein Problem, Snapshots etwa im Sekundentakt zu erstellen, erklärte Gordon.

Raz Gordon, CTO von StorOne. (Source: Netzmedien)

Mit der Software von StorOne entfielen zudem die üblichen Beschränkungen von RAID-Systemen, merkte Gordon an. Anwender könnten etwa verschiedene Speichermedien wie SSDs und HDDs mit unterschiedlichen Speicherkapazitäten verwenden.

Das Geheimnis des Geheimnisses

Wie das alles funktionieren soll, bleibt jedoch unklar. Denn die Macher hielten sich bedeckt, als die anwesenden Journalisten nach dem "Wie" fragten. "Wir arbeiten mit Algorithmen und Sensoren, um den Datentransfer zu messen und zu optimieren", sagte CEO Naor. 50 Patente habe StorOne bereits angemeldet. Die meisten davon stünden schon unter Schutzrecht.

Basis für die Methode der Datensicherung sei eine "optimierte Form von Erasure Coding", ergänzte der CTO auf Nachfrage. Erasure Coding ist ein mathematisches Verfahren, das Daten schützen soll. Es liesse sich im Vergleich zu RAID besser nutzen, um besonders grosse und schnell wachsende Datenmengen zu sichern.

Der Preis als wichtigstes Argument

Das wichtigste Argument im Pitch des Start-ups blieb der Preis. "Unsere Kunden wollen vor allem eines: Kosten sparen - genau dies bieten wir ihnen an", sagte Naor. Nutzer könnten mit der Software des Anbieters mehr Leistung aus ihrem System herausholen oder dieselbe Leistung mit weniger Hardware erreichen. "Mit uns gewinnen sie Geld, statt welches auszugeben", versprach der Firmengründer.

StorOne geht mit drei verschiedenen Preisplänen an den Start. Im Performance-Paket verlangt der Anbieter für eine Speicherkapazität von bis zu 150 Terabytes 1500 US-Dollar. Überschreitet der Nutzer dieses Volumen, verrechnet der Anbieter 1 Cent pro Gigabyte. Mit dem Performance-Plan sei es kein Problem, 200’000 IOPS zu erreichen, sagte Naor.

Wer mehr Wert auf Kapazität statt auf Geschwindigkeit legt, dem bietet StorOne einen anderen Preisplan namens Capacity an. Pro Petabyte bezahlen die Kunden für dieses Angebot 6000 Dollar. Für zusätzlichen Speicherplatz verlangt StorOne 0,6 Cent pro Gigabyte.

Den dritten Preisplan nennt der Hersteller "Data Center". Für 10 Petabytes fordert StorOne 20'000 Dollar und 0,2 Cent pro Gigabyte an zusätzlichem Speicherplatz.

Der Hersteller bietet derzeit ein Early Adopter Program an. Im Rahmen dieser Promo-Aktion stellt StorOne seinen Kunden bestimmte Speicherkapazitäten auf seiner eigenen On-Premise-Infrastruktur bereit. Für Kunden im Performance-Preisplan offeriert der Hersteller die ersten 15 Terabytes. Wer auf den Capacity-Plan setzt, erhält das erste Petabyte kostenlos.

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