Open Government Data

Schlitteln mit den Geodaten des Kantons Zürich

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Der Kanton Zürich stellt seine Geodaten ab Januar 2018 der Bevölkerung kostenlos zur Verfügung. Die Informationen sollen die Entwicklung von Geschäftsideen ermöglichen. Die Behörden versprechen sich viel Potenzial für Wirtschaft und Gesellschaft.

(Source: Screenshot http://maps.zh.ch/)
(Source: Screenshot http://maps.zh.ch/)

Anfang Januar 2018 veröffentlicht das Geografische Informationssystem des Kantons Zürich (GIS-ZH) seine gesammelten Daten als Open Government Data (OGD). Was das bedeutet und welche Möglichkeiten sich dadurch Softwareentwicklern und der Gesellschaft bieten, haben die Kantonsbehörden heute an einer Medienkonferenz gezeigt.

Christian Kaul, Zürcher Kantonsgeometer und Leiter der Abteilung Geoinformation, erklärte die OGD-Strategie des Kantons. Ziel sei es, die Geodaten ohne Nutzungseinschränkungen und in offenen, maschinenlesbaren Formaten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. "Die Idee ist, dass man künftig eine kostenlose Dateninfrastruktur zur Verfügung stellt", sagte Kaul. Immer unter der Voraussetzung, dass alle Vorschriften in Bezug auf Datenschutz und Urheberrecht eingehalten werden.

Grundlage der offenen Geodaten ist die kantonale Geoinformationsverordnung, wie Kaul weiter sagte. Sie biete die Rahmenbedingungen, nach denen Geodaten als OGD verwendet werden dürfen. 200 Datensätze aus dem ganzen Kanton hätten sich bislang für eine solche Veröffentlichung qualifiziert.

Potenzial für Wirtschaft und Gesellschaft

Ein Beispiel ist die Amtliche Vermessung, das Grundbuch des Kantons. Dieses ist ab dem 4. Januar öffentlich zugänglich, wie Kaul ankündigte. Informationen zu den jeweiligen Eigentümern der Grundstücke sollen zu einem späteren Zeitpunkt folgen.

Jeder könne auf die Daten des Online-Grundbuchs zugreifen und sie für eigene Zwecke weiterverwenden, sagte Kaul. Entwickler von Webs oder Apps könnten die Informationen etwa in ihre Produkte einbetten und so neue Geschäftsmodelle entwickeln.

Christian Kaul stellte die OGD-Pläne der Abteilung Geoinformation vor. (Source: Netzmedien)

Der Kanton will den Nutzern dabei unter die Arme greifen. Zum einen hätten die Kantonsbehörden bei den Tests des neuen Systems mit Entwicklern zusammengearbeitet, zum anderen biete er die Geodaten in einem speziellen Datenshop (Spezifikationen als PDF) an.

Wie das funktioniert, demonstrierte Kaul anhand des GIS-Browsers, einer interaktiven Karte des Kantons, in die sich aktuelle Geodaten einbetten lassen. Interessierte sollen die veröffentlichen Daten unkompliziert in verschiedenen Formaten beziehen können. Davon profitierten Fachleute wie Architekten und Ingenieure, aber auch die Allgemeinheit. Das Potenzial für neue Angebote und effizientere Dienstleistungen sei gross.

Kombination von künstlicher Intelligenz und Geodaten

Wie die Forschung mit dem Thema offene Geodaten umgeht, zeigte Stefan Keller. Der Professor für Datenbanksysteme, Informationssysteme und Informatik an der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) hatte eine ganze Menge an Anwendungsbeispielen im Gepäck.

In der Nachführung von landwirtschaftlichen Flächen könnten die Geodaten im Gespann mit Machine-Learning-Algorithmen zu genaueren Ergebnissen führen, sagte Keller. Ein entsprechendes Projekt laufe derzeit an der HSR. Auch bei der Erkennung von Fussgängerstreifen auf Luftbildern komme die Bilderkennung mittels künstlicher Intelligenz zum Einsatz.

Was zunächst banal klinge, sei tatsächlich ein Politikum, so Keller. Über Zahl und Standort von Fussgängerstreifen werde immer wieder gestritten. Umso spannender sei es, dass diese Daten nun auf Community-Portalen wie Open Street Map zugänglich seien.

Was man mit Geodaten alles anfangen kann, zeigte Stefan Keller von der HSR. (Source: Netzmedien)

Ideen für Daten-Schürfer

"Daten sind eine Goldgrube, man muss das Gold aber finden", brachte der Professor die Möglichkeiten von OGD auf den Punkt. So könnten in Zukunft bessere und breiter abgestützte Entscheidungen bei der Raumplanung getroffen werden, wenn Daten öffentlich zur Verfügung stünden. Der Kanton Zürich sei hier mit seinen hochaufgelösten Geodaten ein Vorreiter.

Beispiele, wie sich die Zürcher Geodaten in alltagstaugliche Anwendungen verwandeln liessen, gebe es schon zuhauf. Keller erwähnte das Baustellenverzeichnis des Kantons, eine Windkarte für die Installation von Windrädern oder eine Karte der Schlittel-, Ski- und Langlaufpisten. Viele weitere Anwendungen seien denkbar. So könnten die Zürcher Strassenlaternen mit Sensoren dereinst das Verkehrsaufkommen messen und der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Ein neues Zeitalter für die Nutzung von Geodaten

2018 bricht "ein neues Zeitalter für die Nutzung von Geodaten an", sagte Kaul von der Abteilung Geoinformation zum Abschluss. Wichtig sei dabei auch die Zusammenarbeit mit privaten Akteuren. Die öffentliche Verwaltung stünde etwa mit der Schweizer Geodaten-Community in Kontakt, um Fehler in den kantonalen Datensätzen korrigieren zu können. So könnte die Open-Data-Strategie des Kantons für beide Seiten einen Mehrwert bringen.

Für mehr Informationen über die verwendeten Daten, Schnittstellen und Formate verweisen die Kantonsbehörden auf die Website des Projekts.

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