Seit der Pandemie nutzt die Schweizer Bevölkerung das Internet anders
Schweizerinnen und Schweizer sind dieses Jahr fleissig im Internet gesurft. 96 Prozent der vom Bundesamt für Statistik untersuchten Bevölkerung nutzt das Web. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Pandemie unterschiedlich auf verschiedene Bereiche der Internetnutzung auswirkt hat.
Schweizerinnen und Schweizer waren im Jahr 2021 eifrig im Internet unterwegs. Das zeigt die Omnibus-Erhebung zur Internetnutzung des Bundesamtes für Statistik (BFS). Über Online-Fragebogen oder Telefonbefragungen nahmen Personen zwischen 15 und 88 Jahren in 3000 Haushalte teil. Die Ergebnisse für die Befragung in 2019 finden Sie hier.
Online-Bildung ist weitverbreitet
96 Prozent der untersuchten Bevölkerung nutzt das Web. Das Alter spielt dabei noch immer eine grosse Rolle, wie das BFS mitteilt. 90 Prozent der unter 45-Jährigen surfen mehrmals täglich im Netz. Mit zunehmendem Alter vermindert sich die Internetnutzung. Über die Hälfte der Personen ab 75 Jahren (53 Prozent) und drei Viertel der 65- bis 74-Jährigen (76 Prozent) nutzen das Internet täglich.
Die Pandemie veränderte aber die Natur der Online-Aktivitäten. Gesundheits- oder bildungsbezogene Aktivitäten hätten deutlich stärker zugenommen als in den Vorjahren. Kommunikationstätigkeiten wie telefonieren oder Videokonferenzen abhalten sowie Freizeitaktivitäten (Musik hören oder herunterladen) wuchsen um fünf Prozentpunkte. Währenddessen erlitt die Nutzung von Dienstleistungen im Bereich Reisen und Unterkunft einen Rückschlag und sank um 15 Prozentpunkte (von 60 Prozent auf 45 Prozent).
E-Government-Dienste werden beliebter
Was in 2021 ebenfalls einen Aufschwung erlebte, ist die Nutzung elektronischer Behördendienstleistungen. Die Zahl der Personen, die online ein Formular ausfüllten, stieg von 43 Prozent auf 68 Prozent. Zu diesen Behördenformularen gehören beispielsweise neben Anmeldungen und Bestätigungen in Zusammenhang mit Hilfen oder Entschädigungen (KAE, EO) auch Impfformulare.
Die Zahl der E-Konsumentinnen und E-Konsumenten (mindestens ein Onlinekauf in den letzten drei Monaten) ging zwischen 2019 und 2021 von 4,9 auf 4,7 Millionen Personen zurück. Bei der Häufigkeit der Internet-Käufe habe das BFS jedoch keine Verminderung festgestellt. Auch hier hätte die Pandemie wieder ihre Finger im Spiel gehabt, da sie zu einem Verkaufseinbruch wichtiger Produkte des E-Commerce wie Flugtickets, Ferienunterkünfte sowie Eintrittskarten für Sport- oder Kulturveranstaltungen führte.
Die Bezahlung per Smartphone sagt der klassischen Zahlung per Kreditkarte den Kampf an. Der Anteil der E-Konsumenten und -Konsumentinnen, die ihre Käufe mit einer Smartphone-App bezahlen, stieg nämlich von 14 Prozent auf 34 Prozent an. Der Anteil der Personen, die ihre Bezahlungen mit einer Kreditkarte tätigen, verminderte sich um 9 Prozentpunkte (von 66 Prozent auf 57 Prozent). Dahingegen etablieren sich Bitcoins und andere Kryptowährungen in der Schweiz nur schleichend: Nur ein Prozent der befragten Bevölkerung gab diese als Zahlungsmittel an.
Fehlendes Risikobewusstsein bei Datenweitergabe
Mit der zunehmenden Verbreitung der Internetnutzung würden auch immer mehr personenbezogene Daten gesammelt und die Privatsphäre sei stärker gefährdet. Zwischen 2017 und 2021 stieg der Anteil der Personen, die nach eigenen Angaben personenbezogene Daten übers Internet weitergaben, von 75 Prozent auf 85 Prozent. Die grössten Zunahmen stellte das BFS bei den Kontaktinformationen (72 Prozent), den Zahlungsinformationen (68 Prozent) und dem Aufenthaltsort (50 Prozent) fest.
Das Risikobewusstsein bei der Weitergabe von personenbezogenen Daten im Internet fehlt aber noch bei vielen. Die Zahl der Personen, die grundlegende Schutzmassnahmen ergreifen, indem sie etwa den Zugriff auf ihr Profil in den sozialen Medien einschränken (54 Prozent) oder die Sicherheit der Website prüfen (50 Prozent), ist auf demselben Niveau wie im Vorjahr stecken geblieben.
Datenschutzmassnahmen vernachlässigt
Es werden auch selten Schutzmassnahmen getroffen. Fast die Hälfte der Bevölkerung (48 Prozent) gab an, dass sie die Speicherung der Daten für Werbezwecke beunruhige. Nur ein Drittel hat jedoch die Verwendung von Cookies in den Browsereinstellungen eingeschränkt und nur ein Fünftel verwendet eine Software, die Tracking verhindert, wie das BFS weiter schreibt.
Auch für die Sicherheit der eigenen Geräte und Daten wird wenig gesorgt. Der Anteil an Personen, die eine Sicherheitssoftware auf ihrem Computer installiert haben, ist von 65 Prozent auf 60 Prozent zurückgegangen. Ähnliche Zahlen zeigen sich beim Anteil der Personen, die auf ihrem Smartphone eine Software installiert haben: Dieser Anteil ist von 60 Prozent auf 57 Prozent gesunken.
Sicherheitskopien der eigenen Dateien und Daten waren 2021 ebenso weniger verbreitet (55 Prozent der Bevölkerung) als vor der Pandemie (2019: 58 Prozent).
Auch die Uni Zürich hat eine Studie zur Internetnutzung in der Schweiz veröffentlicht. Homeoffice und kontaktloses Zahlen wollen die Befragten auch nach der Pandemie noch rege nutzen. Hier können Sie mehr darüber lesen.