Best of Swiss Apps 2022

Teena erklimmt den Schweizer App-Olymp

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von Joël Orizet und msc

Drei Mal Gold und den Master-Titel: Die Zyklus-Tracking-App "Teena" hat an der Award Night ordentlich abgeräumt. Die zehnte Ausgabe von Best of Swiss Apps bot allen Grund zum Feiern. Es regnete Auszeichnungen in zehn Kategorien.

Das Team hinter der Zyklus-Tracking-App "Teena" hat den Titel "Master of Swiss Apps 2022" gewonnen. (Source: bestofswissapps.ch)
Das Team hinter der Zyklus-Tracking-App "Teena" hat den Titel "Master of Swiss Apps 2022" gewonnen. (Source: bestofswissapps.ch)

Best of Swiss Apps hat zum zehnten Mal gezeigt, wer in der Schweizer App-Entwicklerszene den Ton angibt. Erneut traf sich die Branche im Zürcher Club Aura. Man feierte sich selbst, blickte zurück, verteilte Lob – und ein bisschen Tadel.

Insgesamt gab es 59 Auszeichnungen in zehn Kategorien. Die Jury, bestehend aus 56 Expertinnen und Experten, kürte 10 Gold-, 20 Silber- und 29 Bronze-Gewinner. Von den 195 Projekteingaben hatten es 45 auf die Shortlist geschafft.

Teena haut sie alle weg

Die grosse Abräumerin des Abends war die App "Teena", die in Kombination mit dem passenden Bluetooth-Thermometer heranwachsenden Frauen helfen soll, ihre Periode zu tracken und ihren Zyklus besser zu verstehen. Das Projekt holte gleich drei Mal Gold, und zwar in den Kategorien Design, Functionality und Innovation, plus Silber in der Kategorie UX & Usability. Obendrein gewann Teena den Titel "Master of Swiss Apps 2022" – wobei sich die App in allen drei Stufen des Wahlprozesses durchsetzte, also in der Beurteilung der Jurys, in der Leserwahl wie auch im Saal-Voting. VE Valley Electronics gab das Projekt in Auftrag, Milk Interactive setzte die App um.

Für viele Mädchen sei die Pubertät noch immer eine Zeit der Unsicherheit und ungewollten Überraschungen, zitierte Christian Waha, Jurypräsident der Kategorie Innovation, aus der Laudatio. "Durch eine clevere Kombination aus Hardware und Software schafft es Teena, den bewussten Umgang mit der Pubertät und der Periode neu zu schreiben. Der Gefühlsbarometer, kombiniert mit gut aufbereitetem biowissenschaftlichen Content ergänzen das Angebot, damit sich die Gen Z 'Period Ready' fühlt. Die Vision sowie die Umsetzung konnten die Jury einstimmig überzeugen."

Die Femtech-Unternehmerin Natalie Rechberg, CEO von VE Valley Electronics, sagte zum Sieg: "45 Prozent der Teenager haben Angst vor der ersten Periode, was krass viel ist für heutige Zeiten." Nach den künftigen Plänen für die App gefragt, antwortete sie: "Ich will einfach, dass alle Teens period-ready sind. Und mit Teena können sie das."

Natalie Rechberg (4.v.l.) und ihr Team von VE Valley Electronics ,mit der Master-Trophäe. (Source: bestofswissapps.ch)

Ein Kunstbegleiter und eine virtuelle Ferienstrasse

Abgesehen von Teena konnten sich sieben weitere Projekte über Gold-Auszeichnungen freuen. In der Kategorie Mobile Web siegte die App "Kunsthaus ZH Visitorguide", entwickelt von Dreipol im Auftrag des Kunsthauses Zürich. "Mit der Visitorguide-Web-App können sich Besucherinnen und Besucher im Kunsthaus orientieren und ihren Aufenthalt nach Geschmack und Interesse planen. Ein gutes Design rundet die gelungene technische Implementierung ab", sagte Jurypräsident Claes Lennman und fügte hinzu: "Als Nächstes würden wir gerne den Audioguide in der Web-App vorfinden."

Jurypräsident Claes Lennman (l.) und das Team von "Kunsthaus ZH Visitorguide". (Source: bestofswissapps.ch)

Gold in der Kategorie Campaigns holte sich "Grand Tour Switzerland" – entwickelt von JLS Digital und Blockv im Auftrag von Schweiz Tourismus. Im Rennen um den Titel "Master of Swiss Apps" holte sich das Projekt den zweiten Platz. Mit der App kann man virtuelle Touren durch die Schweiz erstellen. "Nutzerinnen und Nutzer fahren mithilfe der integrierten Navigationsfunktion von einer Sehenswürdigkeit zur anderen und sammeln dabei ihr digitales Souvenir ein. Die 'GTS'-App gewinnt deshalb zu Recht Gold in der Kategorie Campaigns", sagte der stellvertretende Jurypräsident Sebastian Tobler.

Tools für GIS und den Holzelementbau

In der Kategorie Enterprise gewann die App "QField". Auftraggeber und -nehmer ist Opengis.ch. Die Open-Source-App dient dazu, Daten mit geografischem Bezug zu bearbeiten. QField komme international zum Einsatz und sei die erste Wahl für die Entwicklung von Geoinformationssystemen (GIS) – beispielsweise in der Forstwirtschaft, sagte Jurypräsident Michael Quade. "Die App besticht durch universelle Einsatzszenarien bei maximaler Einfachheit. Die auf dem Desktop mit dem Geoinformationssystem QGIS aufbereiteten Daten können im mobilen Einsatz fokussiert und mit wenigen Funktionen bearbeitet werden."

Jurypräsident Michael Quade (l.) gratuliert dem Team von Opengis.ch für den Sieg mit "QField". (Source: bestofswissapps.ch)

Gold in der Kategorie Extended Reality holte sich "Woodtec AR Utility", in Auftrag gegeben von Woodtec Fankhauser, umgesetzt durch Netcetera. Die Lösung sei auf den Holzelementbau zugeschnitten und ermögliche es, Arbeitsschritte direkt auf ein Werkobjekt zu überlagern, sagte Jurypräsident Reto Senn. "Sie zeigt exemplarisch, wie Schweizer Industrieunternehmen AR-Brillen in ihre Arbeitsprozesse integrieren und so die Effizienz steigern können. Dieses Projekt kann als Leuchtturm für die Digitalisierung der Baubranche dienen und hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Wir freuen uns auf zahlreiche Nachahmer."

Vorsorge, öV und ein AR-Spiel

Gold in der Kategorie Business Impact ging an die Vorsorge-App "Pando" des Lebensversicherers Swiss Life, umgesetzt durch Swipe Studio und Panter. "Die App ist makellos umgesetzt und überzeugt durch eine selbsterklärende Benutzerführung, ansprechendes Design und eine klare User Experience", sagte Jurypräsident Christian Waha. "Der konsequente und einfache Einstieg in den grünen Anlagemarkt wurde von der Jury sehr begrüsst und setzt neue Massstäbe im 3a-Konto-Anbieterfeld."

Das Team hinter der Vorsorge-App Pando von Swiss Life. (Source: bestofswissapps.ch)

Gold für UX & Usability gewann "SBB Mobile", entwickelt von Ubique Innovation und Adesso Schweiz. Die Mobile-App der SBB schaffte es im Rennen um den Master-Titel zudem auf den dritten Platz. Die Neuauflage der meistgenutzten App der Schweiz zeuge von einer hohen Maturität, sagte Jurypräsident Nino Cometti. Man habe die Userführung verbessert, um Raum für relevante Informationen zu schaffen. "Aufgefallen ist die Funktion 'Reise speichern', die neu ohne Login funktioniert. Pendlerinnen und Pendler werden Freude an der App haben. Alles richtig gemacht, was nicht selbstverständlich ist. "

Das Team von SBB Mobile. (Source: bestofswissapps.ch)

Gold in der Kategorie User Engagement holte sich "Rivella-Fläschli-Jagd", entwickelt von Staay im Auftrag von Rivella. Mit dem kartenbasierten Augmented-Reality-Spiel realisierte der Getränkehersteller quasi eine schweizerische Version von Pokémon GO, nur dass man hier statt Fabelwesen virtuelle PET-Flaschen einsammeln musste. "Originell umgesetzte Gamification-Ansätze wie Wochenpreise, Sofortpreise, Sharing-Features und der gezielte Einsatz von Push-Notifications wie auch Mini-Games überzeugten die Jury", sagte Jurypräsident Matthias Sala.

Ein Aus- und Rückblick vom Jury-Chairman

Mit den Kategorien wollen die Veranstalter die Trends in der App-Entwicklung abbilden – und wenn möglich auch vorwegnehmen, wie Jury-Chairman Christof Zogg auf der Bühne sagte. Mit der Kategorie Extended Reality sei man beispielsweise der Entwicklung der verschiedenen Metaverse-Projekten voraus. "Nächstes Jahr, so munkelt man, steigt Apple ins Rennen. Das wird dem Metaverse den Kick geben."

Jury-Chairman Christof Zogg. (Source: Netzmedien)

In seinem Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre Best of Swiss Apps liess es sich Zogg nicht nehmen, den einen oder anderen Seitenhieb auszuteilen. "Von den letzten 9 Master-Siegern sind immerhin noch 8 im App-Store." Die einzige Ausnahme ist Amigos. Die Social-Shopping-App der Migros gewann den Titel 2018. Doch Ende 2019 zog die Migros dem Projekt den Stecker. Ein Jahr später liessen der Detailhandelsriese und die Stiftung Pro Senectute die App zwar befristet wieder aufleben, um während der Coronakrise Heimlieferungen für Risikogruppen zu organisieren. Im Juni 2021 schickte die Migros das Projekt jedoch zum zweiten Mal in Rente.

Zogg blickte auch auf die wohl sonderbarste Ausgabe von Best of Swiss Apps zurück. Ende 2020 ging die Veranstaltung pandemiebedingt erstmals virtuell über die Bühne. "Das war sicherlich nicht die beste Party – aber heute machen wir es besser!"

Mehr Anekdoten aus dem Jahresrückblick des Jury-Chairmans sowie alle Highlights der Award Night können Sie im Ticker zur nachlesen.

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